Bali

Rangda und Barong, die Personifikationen schwarzer und weißer Magie, messen ihre Kräfte. Verzweifelt ringen sie miteinander um die Oberhand, und doch wissen die Balinesen, dass es keinen Sieger geben wird. Für sie stellt die uralte Rivalität in diesem Schauspiel weder Wettkampf noch spannende Unterhaltung dar - ihnen geht es um den Ausgleich zweischen Gut und Böse, um die Weltenharmonie.
Reisende, denen beim Klang des Gamelanorchesters das Blut gefriert und der Duft von Räucherstäbchen die Sinne benebelt, werden bereit sein, wieder an die Versprechungen der Reiseveranstalter von einem der letzten Paradiese zu glauben - auch wenn sie eben noch fluchend Kuta mit seinen halbnackten Sonnenanbetern, lästigen Händlern, Fast-Food Kneipen und lärmenden Diskos verlassen hatten.

Angesichts der Besucherscharen, die die Götterinsel Jahr für Jahr heimsuchen, mag man sich fragen, wie lange die Reisbauern der Macht der Reisgöttin Dewi Sri noch mehr als dem Kunstdünger vertrauen, die Menschen den Göttern und Dämonen mehr Zeit schenken als dem Arbeitgeber und mehr Aufmerksamkeit als dem schnöden Mammon. Bali hat sich der westlichen Kultur geöffnet und bewegt sich auf der schwierigen Gratwanderung zwischen Moderne und Tradition. Noch endet der Kampf zwischen Rangada und Barong unentschieden, Götter und Dämonen, das kultutelle Erbe, High Tech und Massentourismus existieren nebeneinander, der balinesische Kosmos ist noch im Lot, und während eine Reinigungszeremonie am Kuta-Beach ihren Lauf nimmt, die sich nicht an mondsüchtigen Touristen stört, wird unsere Hoffnung genährt, dass es noch lange so bleiben möge.

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